Samstag, 28. Februar 2009

Ein wildes Ding

Es geschah letzten Donnerstag. Morgens stand ein Umzug eines Studienkollegen auf dem Programm, oder wie es von außen aussah – städtische Wohnungsentrümpelung. Herr B war auch dabei, wir tranken ganz assozial ein „guten Morgen“ Pils, sollte man aber nicht unbedingt vor einem Umzug tun, weil die Pumpe dann ganz schön schlägt, wenn man die Stockwerke hochflitzen muss. Natürlich stichelten wir die ganze Zeit und machten unsere Spässchen unter der Gürtellinie, erledigten unsere Arbeit aber schnell und professionell wie eine Edelhure. Nach nur 45 Minuten waren wir verschwitzt und verzottelt, sodass wir wie ein Chameleon dem Niveau der Rheinhafensiedlung angepasst waren. Da konnten wir uns auch schon auf den Heimweg machen.
Aber dann abends....

Herr B feierte in seinen Geburtstag rein, ein gemütlicher Umtrunk in geselliger Runde....denkste...
Anfangs trank ich noch Wasser, wollte ja langsam machen. TV haben wir geguckt, wollten ja langsam machen. Aber mit dem Einschenken der Kurzen wurde auch schon die Musik lauter, die Witze witziger und die Gespräche sinnloser. Ich guckte mal kurz auf die Uhr und erschrak...es war erst 21 Uhr und merkte schon, dass das alles nichts mehr wird. Aber doch, gefühlte 10 Minuten später war auch schon 24 Uhr, Musik wurde noch lauter, Hemmungen weniger. Gefühlte 20 Sekunden danach gingen schon ein paar Leute, oder waren sie nur in einem anderen Raum? Eins von beidem.
Nun möchte ich in Herr B's Ego Sicht weitererzählen:
„Ich war in der Küche, habe mich mit den anderen unterhalten, und als ich zurück in mein Zimmer kam, da standet ihr plötzlich oberkörperfrei in meinem Zimmer und seid zu komischer Musik rumgehüpft.“
Was uns dazu bewogen hatte, das war wohl der Alkohol, aber war witzig. Jetzt wurde es endgültig zur römischen Orgie, ein wildes Ding eben. Da wurden Nackenklatscher ausgeteilt wie in einem Jugendtreff, knallt ja so gut auf nackter Haut, die Spuren auf meinem Rücken sind noch zu sehen. Irgendwann stolperte ich auch über Herr B's Tisch und nahm die Kuchenteller und Bierflaschen mit, sodass ich wie ein Fakir in den Scherben lag, auf jeder anderen Geburtstagsfeier hätte ich dafür Gehalt bekommen. Aber das war eine Gratisleistung, da ich ja schon mein erstes Geschenk mit ausgetrunken hatte.
Jetzt sah es auch in den Räumlichkeiten aus, wie in unseren Köpfen. Was dann noch folgte, weiß ich auch nicht mehr, ging irgendwie wieder alles so schnell vorbei, ich habe mich dann, wie üblich, einfach nach Hause ins Bett gebeamt, nur finde ich am nächsten Morgen die Maschine nicht mehr, mit der ich das immer mache – Ein wildes Ding.